Moment mal - Keiner gerät in Vergessenheit

Am 1.11. feiert die katholische Kirche das Fest Allerheiligen.

"Alle Heiligen", versammelt in der Kuppel der Basilika von Weingarten.

Schon Anfang des vierten Jahrhunderts nach Christus stand die Kirche vor einem Problem: Es gab inzwischen so viele Heilige, dass die Tage, die ein Jahr hat, einfach nicht mehr ausreichten, wenn man für jeden von ihnen einen eigenen Gedenktag feiern wollte. Damit keiner vergessen wurde, legte man kurz entschlossen einen Tag fest, an dem man aller Heiligen gedenken konnte: Das Fest „Allerheiligen“ war geboren.
Mir gefällt der Gedanke, dass keiner dieser besonderen Menschen, die wir „Heilige“ nennen, in Vergessenheit geraten soll. Es sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit ihren ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten, Hintergründen und Temperamenten, und  sicher nicht alle mit perfektem Lebenslauf.  Das Leben mancher Heiligen früherer Tage erscheint uns zwar heute vielleicht fremd und irritierend, und mit mancher Form der Verehrung kommen viele Menschen heutzutage nicht mit. Aber darauf kommt es mir auch gar nicht an. Denn eines haben sie gemeinsam, die Heiligen: Sie haben die Welt ein bisschen zum Guten hin verändert, alle auf ihre ganz eigene Weise.
Die Welt, wie sie sein soll
Der Physiker und  Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker hat einmal gesagt: „Man kann in dieser Welt, wie sie ist, nur dann weiterleben, wenn man zutiefst glaubt, dass sie nicht so bleibt, sondern werden wird, wie sie sein soll.“ Ich glaube, dass Heilige Menschen sind, die voll Leidenschaft genau daran glauben. Sie finden sich nicht ab mit der Welt, wie sie ist, sondern vertrauen auf die Verheißung Gottes: eine Welt, in der ein Leben in Frieden, Gerechtigkeit und im Einklang mit der Schöpfung möglich ist.
Und sie sind Menschen, die aus diesem Glauben heraus leidenschaftlich daran mitarbeiten, dass unsere Welt so wird, wie sie sein soll. Sie stellen ihre Kraft in den Dienst ihrer armen oder kranken Mitmenschen, setzen sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung ein und riskieren dabei mitunter ihr Leben, oder engagieren sich auf verschiedenste Weise dafür, dass Menschen menschenwürdig leben können.  Und so lassen sie etwas von der Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung erfahrbar werden.
Heilige gleich nebenan
Seit im vierten Jahrhundert  Allerheiligen „erfunden“ wurde, sind noch viele Menschen hinzugekommen, die offiziell heilig gesprochen worden sind. Aber ich bin mir sicher, dass es noch viel mehr gibt, die wir gar nicht mit Namen kennen, vielleicht sogar gleich nebenan. Darum ist es gut, wenn wir dieses Fest feiern und damit auch ihnen unsere Achtung erweisen. Und vielleicht lassen wir uns ja auch ein bisschen von ihnen anstecken.