Moment mal - der Impuls zu Ostern: trotzdem ja zum Leben sagen

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Fritz Löhner-Beda war einer der Großen seiner Zeit: geboren in Böhmen, aufgewachsen in Wien, studierte er Jura und lebte später als freier Schriftsteller. Seine Liedtexte waren bekannt und gefürchtet. Er nahm die herrschenden Zustände humoristisch aufs Korn. Die Operettenkomponisten schätzen ihn und vertonten seine Stücke. Theaterdirektoren hofften auf einen Kassenschlager, wenn sein Name auf dem Plakat stand. Auch im Kabarett fanden seine bissig-ironischen Worte großen Anklang. Die Menschen lachten über seine Doppeldeutigkeiten. Besonders bekannt sind seine Schlager „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“. Alles hätte so weitergehen können wie bisher. Getreu dem Motto eines anderen Textes von ihm: „Freunde, das Leben ist lebenswert“.
Doch plötzlich änderten sich die Zeiten. In Österreich wuchs die Begeisterung für rechte Kräfte. Der sogenannte Anschluss an Deutschland 1938 war für viele nur noch eine Formsache. War er erst noch ein Star, so fiel er jetzt ganz tief. Er war Jude und in den Juden hatte man einen Sündenbock gefunden für die Niederlage im Ersten Weltkrieg und für alles, was schief lief. Das hieß: Arbeitsverbot und sein Name verschwand von den Operetten, die man nach wie vor spielte; schließlich Verhaftung und Deportation.
Im letzten Sommer bin ich Löhner-Beda im Konzentrationslager Buchenwald begegnet. Es war nur ein kleines Blatt Papier, an den Rändern eingerissen und kaum größer als Din A-5. Ich fand es ausgestellt in einer Vitrine. Auf dem Papier hatte jemand mit Tinte das Buchenwaldlied geschrieben, das der Dichter verfasst hatte. Den Häftlingen half es auf dem Weg zu ihrer menschenunwürdigen Arbeit. Sie sangen es in der Marschkolonne und die Zeilen gaben ihnen Kraft und Hoffnung, dass sie einmal frei sein werden. Der Dichter erlebte die Befreiung nicht. 1942 wurde er in Ausschwitz ermordet, schlicht weil seine Arbeitsleistung den Schergen zu niedrig war.
Das Konzentrationslager Buchenwald ist ein Ort der menschlichen Grausamkeit, des Mordens und des unvorstellbaren Leids. Hier ist für mich als Christ die dunkle Nacht der Gottesferne des Karfreitags und des Karsamstags sichtbar. Hängen geblieben bin ich aber am Refrain des Buchenwaldliedes. Immer noch gut lesbar steht da ganz deutlich: „wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen“.
Ob bewusst oder unbewusst hat für mich Fritz Löhner-Beda in ganz dichter Form das auf den Punkt gebracht, um was es in meinem christlichen Glauben geht. Ostern, das heißt für mich: Trotzdem ja zum Leben sagen.