Moment mal - Der Impuls zu Karfreitag: Eine Liebe, die stärker ist als Angst und Tod

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Das Kreuz verändert die Perspektive. Gott ist nicht fern, befremdlich, abwesend. In der absoluten Ohnmacht, in der Dunkelheit des Todes, im Verstummen aller Erklärungsversuche, in der Niederlage ist Gott besonders nahe. Weil – so hat es der christliche Glaube schon immer gedeutet – Gott in Jesus einer von uns wurde, ein Mensch wie du und ich.
Zwar ist es ein Angebot, doch kann auf dieser Grundlage kann ein neuer Deutungshorizont des Geschehens auf Golgota entstehen. Gott braucht keine Opfer, die ihn gnädig stimmen. Schon im Alten Testament wird diese Tendenz deutlich, indem Gott all die Brandopfer ablehnt, die ihm dargebracht werden. Stiere und Böcke sind für ihn Schall und Rauch. Er braucht das nicht, weil es ihm schon längst gehört. Gott möchte Opfer des Dankes, das heißt, dass man sich in ein vertrauensvolles Verhältnis mit ihm begibt, positiv mit ihm rechnet, sich in ihm geborgen weiß. Denn, so lässt der Psalm 50 Gott selbst sprechen: „Ruf mich an am Tag der Not; dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“
Das Kreuz nötigt zu einem Umdenken und lenkt den Blick zu den Menschen, zu denen, die heute ans Kreuz geschlagen werden: die Opfer in Frankreich: die Jüdin und der Polizist, die durch Bomben Getöteten. Vor das Kreuz können wir unsere eigene Ohnmacht, unsere Sprach- und Fassungslosigkeit bringen.
Am Kreuz enden alle menschlichen Lösungsversuche. Was von Jesus und seiner endlichen Menschenmacht her möglich ist, ist ausgeschöpft. Angesichts dieser Ausweglosigkeit bleibt nur das Vertrauen und das Sich-Ausliefern in Gottes Wirklichkeit hinein. Wo Menschen am Ende sind und nichts mehr machen können, wo nicht nur die Macht der Macher zusammenbricht, sondern auch die Macht des Menschensohnes zu Ende ist, bleibt die Hoffnung auf die einzig rettende Macht Gottes.
Wer sich darauf einlässt, sich der Dunkelheit des Todes stellt, das Grauen beim Namen nennt, die Ohnmacht nicht übertüncht oder schönredet, für den kann das Kreuz zum Zeichen der Nähe Gottes werden. Jesus hat in seinem Leben und dem Tod das Dunkle und Irrationale in sich aufgenommen und geheilt. Menschen müssen sich ihr Leiden nicht mehr als Strafe oder als blindes und absurdes Schicksal erklären. Wer in der Liebe zu sich selbst, zu den Menschen und dadurch zu Gott treu bleibt, ist ein Zeichen für die Hoffnung, dass es eine Liebe gibt, die stärker ist als Angst und Tod.